zurück Tic-Störung
Tics
sind unwillkürliche Bewegungen oder Lautäußerungen. Muskeln aus einem oder
mehreren Körperbereichen, die auch sonst gemeinsam arbeiten, sind an den Tics
beteiligt.
Tics
treten plötzlich und unerwartet auf, sie dauern kurz und verlaufen gleichförmig
wiederkehrend, jedoch nicht rhythmisch. Sie schwanken nach Art, Häufigkeit und
Ausmaß. Sie treten in zeitlich unregelmäßigen Abständen auf. Obwohl die
Muskelgruppen in ihrer normalen Funktion verwendet werden, haben Sie keinen
durch den Willen bestimmten Zweck (z.B. Blinzeln mit den Augen).
Oft
handelt es sich um einfache Bewegungsabfolgen; es können jedoch auch kompliziertere
Abläufe auftreten, z.B. Schlagen, Hüpfen, Verwenden obszöner Gesten und Worte
(Kopropraxie, Koprolalie), Nachäffen (Echolalie bzw. Palilalie) ….
Wir
unterscheiden vorübergehende Tic-Störung (ICD10 F95.0), chronische motorische
oder vokale Tic-Störung (ICD10 F95.1) und die Tic-Störung mit einer die
Kombination von Lautäußerungen und verschiedenen Bewegungs-Tics, die auch als (Gilles-de-la‑) Tourette-Syndrom bezeichnet wird
(ICD10 F95.2).
Die
Form des Tics kann über Wochen und Monate stabil bleiben. Unter Ablenkung oder
bei verstärkter Konzentration lassen Tics nach, in Belastungssituationen und unter
Gefühlsspannung nehmen sie in der Regel zu. Tics können meist unter
Willensanspannung für eine gewisse Zeit (Minuten bis Stunden) unterdrückt
werden. Meist treten nachts keine Tics auf.
Die
Tic-Störung ist eine häufige Erkrankung, durchschnittlich 5 bis 10% erkranken
hieran. Wenn der Tic zum ersten Mal auftritt, sind die Patienten meist zwischen
2 und 15 Jahren alt.
Die
Diagnose der Erkrankung erfolgt entsprechend dem klinischen Bild. In der Regel
sind keine weiteren Untersuchungen erforderlich. Im Zweifel können durch
entsprechende Untersuchungen ähnliche Bewegungsstörungen anderer Ursache ausgeschlossen
werden.
Neben
der Tic-Störung finden sich häufig andere Erkrankungen: Aufmerksamkeitsstörung
(ADS; 50 bis 75%), Lern- und Leistungsstörung (ca. 25%), affektive Störungen
(ca. 20%), Angststörung an (ca. 20%), Schlafstörungen (15 bis 25%),
selbstverletzendes Verhalten (15 bis 30%) und Restless-Legs-Syndrom (mehr als
50%).
Die
Tic-Störung wird nicht psychisch
verursacht. Sie entsteht also nicht aufgrund von Erziehung oder besonderen
Lebensumständen. Tic-Störungen haben eine erbliche Grundlage. Manche Formen
scheinen auch im Rahmen einer Infektion aufzutreten. Es handelt sich um eine reine
Störung im Bewegungsablauf. Der Patient will nichts mit dem Tic ausdrücken,
auch nicht unbewußt.
Die
Art der Behandlung der Tic-Störung hängt vom Leiden des Patienten ab. „Kleine
Tics“ werden häufig vom Umfeld des Patienten nicht beachtet, sie fallen oft nur
der Mutter auf. Sie bedürfen in der Regel keiner Behandlung.
Manche
Tic-Formen aber beeinträchtigen den Betroffenen in seinem alltäglichen Leben.
Besonders negative Rückmeldungen aus der sozialen Umgebung
führen bisweilen zu einem erheblichen Leidensdruck. In diesem Fall sollte die
Tic-Störung behandelt werden.
Mittel
der Wahl in der Behandlung der Tic-Störung sind Medikamente.
Das
Medikament der ersten Wahl ist Tiaprid; in der zweiten Reihe stehen
Neuroleptika (Risperidon, Pimozid u.a.). Auch a2-Agonisten (Clonidin,
Guanfacin) werden eingesetzt.
Im
Einzelfall helfen Techniken der Verhaltenstherapie (z.B. symbolische Rückmeldungen,
Biofeedback), besonders belastende Tics zum Verschwinden zu bringen oder sie
umzuformen. Die Erkrankung selbst kann aber verhaltenstherapeutisch nicht behandelt
werden.
In
großen Untersuchungsreihen ist die Unwirksamkeit alternativer Heilmethoden bei
der Tic-Störung belegt.
In
der Bewertung aller Methoden muß man berücksichtigen, daß innerhalb des Beobachtungszeitraumes
bis zu 70% der Tics verschwinden oder sich wandeln.
Im
Erwachsenenalter bessert sich ein Teil der Tic-Störungen deutlich.
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